Grundsätzlich kann Typ-1-Diabetes in jedem Alter auftreten. Meist entwickelt er sich bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, doch immer häufiger sind auch Kinder davon betroffen und – sehr selten – erkranken sie bereits im Säuglingsalter. Die Symptome sind die gleichen wie bei Älteren: großer Durst, vermehrtes Wasserlassen, Gewichtsabnahme. Aber je kleiner das Kind ist, desto schwieriger ist es, diese Symptome richtig zu erkennen und zuzuordnen. Schließlich kann ein Säugling noch nicht sagen, was ihm fehlt, und wenn die Windeln nasser sind als sonst, fällt das meist kaum auf. Umso größer ist dann der Schock, der Eltern und Familie trifft, wenn die Diagnose gestellt wird. Zu Angst und Sorge um das Kind gesellen sich häufig auch Schuldgefühle, ob man das Ausbrechen der Erkrankung möglicherweise hätte verhindern können. Da hilft nur, sich ganz klar zu machen: Niemand ist für die Entstehung des Diabetes verantwortlich. Es hat keinen Sinn, sich mit Vorwürfen oder Schuldzuweisungen zu quälen. Derzeit gibt es weder Wissen noch Möglichkeiten, einen Typ-1-Diabetes zu verhindern. Was sich jedoch vermeiden lässt, ist das Entstehen von Folgeerkrankungen und zuckerbedingten Organschäden. Deshalb ist es für zuckerkranke Kinder und ihre Eltern wichtig, nach vorn zu schauen und durch eine konsequente Blutzuckereinstellung dafür zu sorgen, dass der Diabetes möglichst wenig dauerhaften Schaden anrichtet.
Gut geschult ist halb gewonnen
Für viele Eltern – und natürlich auch die Kinder oder Jugendlichen selbst – ein Trost: Zwar sind manche Dinge mit Diabetes schwieriger oder benötigen mehr Vorbereitung und Planung. Doch dank der modernen Therapiemöglichkeiten haben Diabetiker mit guter Blutzuckereinstellung nicht nur die gleiche Lebenserwartung wie Stoffwechsel-Gesunde– es gibt auch kaum etwas, was Nicht-Diabetiker tun können und Diabetiker nicht.
Der Schlüssel zur größtmöglichen Freiheit und Selbstbestimmtheit bei Typ-1-Diabetes ist eine gute Schulung. Bei kleinen Kindern ist dies zunächst eine Aufgabe der Eltern, aber mit zunehmendem Alter wird auch das Kind immer stärker in die Verantwortung miteinbezogen. Je mehr man über die Erkrankung weiß, umso besser lassen sich die verschiedensten Lebenslagen kompetent meistern. Mit dem nötigen Know-how wird der Diabetiker so selbst sein bester und wichtigster Therapeut – bei Kindern fällt diese Aufgabe den Eltern zu. Aber keine Sorge: Als Eltern müssen Sie die gesamte Versorgung und Verantwortung nicht alleine tragen: Ihnen zur Seite steht ein qualifiziertes Team aus Kinderarzt, pädiatrischem Diabetologen, Diabetesberaterin, Diätassistentin und im Bedarfsfall auch Psychologen und Sozialarbeiter. Aus diesem Grund sollte jedes Kind mit Diabetes zur Einstellung der Behandlung in einem Diabeteszentrum vorgestellt werden.