Im Rahmen der Diogenes-Studie haben Wissenschaftler des Deutsche Instituts für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke unter der Leitung des Ernährungsmediziners Andreas F. H. Pfeiffer untersucht, welche Ernährungsfaktoren für eine Gewichtszunahme eine Rolle spielen. Ziel der Studie ist es, bestmögliche Ernährungsempfehlungen von ihren Ergebnissen abzuleiten.
Studie startete mit Diät
Insgesamt nahmen 772 europäische Familien mit 938 übergewichtigen Erwachsenen und 827 Kindern teil. Zu Beginn der Diogenes-Studie mussten die übergewichtigen, erwachsenen Studienteilnehmer mit Hilfe einer achtwöchigen Reduktionsdiät (800 kcal/Tag) zunächst abnehmen. Von den 938 Studienteilnehmern beendeten 773 diese Gewichtsreduktionsphase. Durchschnittlich verloren die Teilnehmer dabei etwa 11 Kilogramm Körpergewicht. Im folgenden Interventionsteil der Studie musste dann die gesamte Familie eine von fünf vorgegebenen Diäten für einen Zeitraum von sechs Monaten einhalten, die per Zufallsprinzip ausgewählt wurde.
Zur Auswahl standen:
1. eine Kost mit erhöhtem Eiweißanteil (25 Prozent Eiweißanteil) und niedrigem Glykämischen Index,
2. eine Kost mit erhöhtem Eiweißanteil und hohem Glykämischen Index,
3. eine Kost mit normalem Eiweißanteil (13 Prozent Eiweißanteil) und niedrigem Glykämischen Index,
4. eine Kost mit normalem Eiweißanteil und hohem Glykämischen Index.
Bei der fünften Diät handelte es sich um eine „Kontroll-Diät“, die sich an den bestehenden Ernährungsempfehlungen orientierte. Während der Studie unterstützten und berieten Ernährungswissenschaftler die Familien. Zudem sammelten die Forscher Blut- und Urinproben der Studienteilnehmer.
Eiweißreiche Kost mit einem niedrigen Glykämischen Index beugt Jojo-Effekt vor
Von den ursprünglich 773 Teilnehmern beendeten 558 Teilnehmer die sechsmonatige Diätphase. Dies entspricht einer Erfolgsrate von circa 72 Prozent. In den Gruppen, welche die proteinreichen und niedrig-glykämischen Kostformen verfolgten, gab es weniger Studienaussteiger als in den Gruppen, deren Diäten einen dreizehnprozentigen Proteinanteil und einen hohen Glykämischen Index aufwies. Nach der Gewichtsreduktionsphase stieg innerhalb der nächsten sechs Monate das durchschnittliche Körpergewicht nur in der Gruppe signifikant wieder an, die eine Ernährungsform mit einem hohen Glykämischen Index und mit einem niedrigen Proteinanteil verfolgte. Das Gewicht erhöhte sich hier durchschnittlich um 1,67 Kilogramm. Am günstigsten war die Kombination von niedrigem Glykämischen Index und hohem Proteinanteil. In dieser Gruppe war auch noch nach sechs Monaten kein Jojo-Effekt zu beobachten.
Derzeitige Ernährungsempfehlungen nicht geeignet
„Die Diogenes-Studie zeigt, dass die gegenwärtigen Ernährungsempfehlungen nicht ideal sind, um einer erneuten Gewichtszunahme übergewichtiger Personen vorzubeugen“, sagt Andreas Pfeiffer, Leiter der Abteilung Klinische Ernährung am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke. „Eine Kostform mit einem etwas höheren Proteinanteil als der, der derzeit empfohlen wird, und einem niedrigen Glykämischen Index, erleichtert es übergewichtigen Personen nach einer Reduktionsdiät, ihr vermindertes Körpergewicht längerfristig beizubehalten. Zudem scheint es den Studienteilnehmern leichter zu fallen, ihre Ernährungsweise dauerhaft auf eine solche Kostform umzustellen“, erklärt Pfeiffer.
Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke
Weitere Informationen:
Der Glykämische Index
Der Glykämische Index ist ein Maß für die Blutzuckererhöhung, die durch kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel ausgelöst wird. Je höher er ist, desto größer ist die Insulinausschüttung und desto stärker wird die Fettverbrennung gebremst. Lebensmittel mit einem niedrigen Glykämischen Index lassen den Blutzucker langsamer und auf einen niedrigeren Wert ansteigen als kohlenhydrathaltige Lebensmittel mit einem hohen Glykämischen Index. Steigt der Blutzucker zu schnell an, sind unerwünschte Wirkungen die Folge, die sowohl den Stoffwechsel als auch die geistige Leistungsfähigkeit beeinflussen. Vollkornprodukte haben einen niedrigeren Glykämischen Index als beispielsweise Weißmehlprodukte. Daher sollten man möglichst Vollkornbrot, Vollkornnudeln, Vollkornhaferflocken und Vollkornzerealien bevorzugen.
Proteine
Lebensmittel wie mageres Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier und fettarme Milchprodukte sind genau wie Hülsenfrüchte, Nüsse und Mandeln sehr eiweißreich. Proteine sättigen besser als Kohlenhydrate und Fett. Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlene Proteinzufuhr liegt für Erwachsene bei 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Wird eine Energiezufuhr entsprechend der Richtwerte für Personen mit überwiegend sitzender Tätigkeit zugrunde gelegt, liegt der Anteil des Proteins an der Energiezufuhr bei Erwachsenen bei 9-11 Prozent, wobei eine Zufuhr von rund 15 Prozent der Energiezufuhr leichter zu realisieren und akzeptabel ist. Für schädigende Wirkungen einer Proteinzufuhr über die empfohlene Menge hinaus liegen derzeit keine direkten experimentellen Nachweise vor. Es werden jedoch einige ernährungsphysiologisch ungünstige Effekte in Bezug auf eine zunehmende Proteinzufuhr diskutiert.